Foto: supertecture

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Till Gröner – Shree Shila Devi School, Dhoksan, Nepal / Erweiterung

Foto: supertecture

Till Gröner – Shree Shila Devi School, Dhoksan, Nepal / Erweiterung

Projekt
Shree Shila Devi School, Dhoksan, Nepal / Erweiterung
Architekt
supertecture gUG, Kaufbeuren
Bauherr
Chhimeki Community und PATRIZIA Children Foundation


Dhoksan ist ein kleines Dorf auf einem Bergrücken nordöstlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, mit atemberaubendem Blick auf die Gipfel des Himalaya. Hier verwüsteten die Erdbeben 2015 weite Teile des Landes. Till Gröners Start-up supertecture wurde eingeladen, eine Schule um drei Klassenräume und eine Bibliothek zu erweitern.

Die Erweiterung folgt der sehr simplen Typologie der bestehenden Schule: einem rechteckigen Baukörper mit Satteldach. Sie ist aber in vier erdbebensichere Einzelgebäude, die „Roomhouses“ unterteilt, für die je ein „Supertect“ die Schirmherrschaft übernimmt. So war es möglich, die Bau- und Entwurfsaufgabe auf ein für je einen Studierenden umsetzbares Maß zu reduzieren und gleichzeitig Einwurfsfreiheit und Kreativität zuzulassen. Es entstanden vier Klassenhäuser aus unterschiedlichsten, nachhaltigen und unterschätzten Materialien. Eines aus wiederverwendeten Ziegeln, von Gebäuden, die durch die Erdbeben einstürzten, und von der nepalesischen Bevölkerung gespendet wurden; das zweite rein aus natürlichen Materialien: Stampflehm mit verschiedenen bewehrenden Zusätzen wie Stroh, Kiefernnadeln und sogar Kuhdung sowie einem Dach aus Bambus und Stroh. Das dritte aus regionalem Naturstein und die multifunktionale Bibliothek schließlich besteht aus 700 recycelten alten Fenstern, ebenfalls Relikte zerstörter Gebäude.

Neben einem wunderschönen Ort zum Lernen sollte der Bevölkerung auch einen Denkanstoß gegeben werden, wie man günstig, nachhaltig und gut bauen kann.

Till Gröner
supertecture gUG
Konradinstraße 2
87600 Kaufbeuren
www.supertecture.com
E-Mail

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Anerkennungen

Vier neue Räume für eine Grundschule in Nepal, in Form und Reihung bewusst reduziert auf den Archetypus Haus, in der Materialisierung geprägt vom Experimentieren mit vier grundverschiedenen rezyklierten Materialien: Ist das gute Architektur oder ästhetischer Eklektizismus?, fragte sich die Jury.
Der Verfassertext und die Projektfotos antworten selbstbewusst (und in bester Tradition von Alison und Peter Smithson): Das – offenbar lustvolle – Ausloten der Möglichkeiten lokal verfügbarer Baustoffe entspringt nicht gestalterischem Selbstzweck, es dient als Vehikel zur Aneignung der Aufgabe, des Ortes und seiner Mittel. Es (re-)aktiviert die Bautradition und die Bereitschaft der Anwohner, am Bau mitzuwirken. Der Schulbau wird zur Bauschule. Er schafft aus Vergangenem neue Lebensräume, die ihrerseits im Ergebnis eine Vielzahl von „Anhaltspunkten“ zur weiteren aktiven Aneignung (etwa durch Beklettern, Besitzen, Beschaukeln, Befüllen und Befühlen) für die jungen Nutzer bieten.
Das Projekt verbindet klare gestalterische Entscheidungen in allen Maßstäben, gute Räume, materialspezifische Konstruktionen, sozial-ökonomisch-ökologische Nachhaltigkeit, Nutzer-Ermächtigung und sinnliches Begreifen. Ist das gute Architektur? Ja, und zwar mit Anerkennung!

Für die Jury
Antje Voigt