Haus in Berg — Neubau eines Wohnhauses mit Atelier

Preisträger Region München

Beurteilung der Jury

Wer mit einem Einfamilienhaus heute einen Preis gewinnen will, muss sich anstrengen. Schließlich ist längst klar, wer die Rechnung zahlen muss für den Raubbau an Natur und Ressourcen, für Zersiedelung und Flächenfraß. Nun, das Haus in Berg hat sich angestrengt – und das, ohne im Geringsten angestrengt zu wirken. Vielmehr sieht man hier, wie fruchtbar es sein kann, wenn ein sehr guter Architekt einen sehr guten Bauherrn als Gegenüber hat, wobei man in diesem Fall das ‹sehr gut› auch unbedingt in Bezug auf Kreativität verstanden wissen möchte.
Schon wie das Haus sich zur Straße hin präsentiert, in seiner Asymmetrie, als wollte es den Besucher mit einem Knick empfangen, ist anregend.

Wer das Gebäude dann betritt, fühlt sich im Erdgeschoss von einer Atmosphäre empfangen, die sofort zahlreiche Szenen im Kopf möglich macht: Vom Hauskonzert bis zur Vernissage – der Hausherr ist Künstler – ist alles vorstellbar; das Atelier schließt sich direkt an die offene Wohnküche an. Ein Detail, das wie viele in diesem Gebäude überzeugt: Die weiß geschlämmten Ziegel im Erdgeschoss sind simple wie in einer Werkstatt und haben doch die Anmutung eines – wohnlichen – White Cube. Das Obergeschoss dann punktet mit einer großzügigen Halle, die an einen Salon erinnert und von der die privaten Zimmer der fünfköpfigen Familie abgehen. Kein Schnickschnack, nirgends, dafür sitzt jede Linie.
Mit dem Einbau einer Trennwand ließe sich das Haus ohne großen Aufwand in zwei funktionsfähige Wohnungen aufteilen. Es wurde also an ein Später gedacht, doch das heißt hier nicht, dass störende Vorkehrungen sichtbar würden. Was das Haus in Berg schließlich so besonders macht, ist, wie es den Augenblick mit seinem Licht, seinen Begegnungen und Stimmungen in all seinen Räumen sinnlich erfahrbar macht.

Laura Weißmüller