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Nachbericht: BauNotitia LERNEN RAUM SCHAFFEN

18. Juli 2019

Am 26. Juni 2019 fand in Freising die erste Veranstaltung der BauNotitia Freising statt. Die im Oktober 2018 neu gegründete Abteilung für kommunalen Hoch- und Tiefbau nutzt unter Leitung von BDA Architekt Florian Plajer dieses neue geschaffene Format, um mit Fachleuten, Entscheidern und Nutzern von Gebäuden und Räumen im Landkreis Freising und darüber hinaus ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig konnte die Veranstaltung in der Realschule Gute Änger stattfinden, die ausgewählter Teilnehmer bei den diesjährigen Architektouren der Bayerischen Architektenkammer war.
Der Landkreis Freising als Sachaufwandträger von 14 weiterführenden Schulen im Landkreis möchte unter Landrat Josef Hauner die baukulturelle Verantwortung als öffentlicher Auftraggeber hervorheben und diese zur Diskussion stellen.

Landrat Josef Hauner begrüßte bei rund 32°C Außentemperatur in der wohl temperierten Aula der Realschule Gute Änger die rund 80 Gäste der ersten Veranstaltung und betonte die erfreuliche und gute Kooperation des Landkreises mit dem BDA Kreisverband München-Oberbayern. Abschließend stellte Landrat Hauner einer Fortsetzung des neuen Formates „BauNotitia Freising“ in Aussicht, da eine „regionale Baukultur unser Lebensumfeld prägt und entsprechend gute Qualität verdient“.

Architekt Rainer Hofmann (bogevischs buero, München) berichtete in seinem Grußwort als Vorsitzender des BDA Kreisverbands München-Oberbayern aus seinen eigenen Schulerfahrungen polygonaler Klassenzimmer, die ihn wie viele andere Schüler außerhalb der eigenen „durchschnittlichen vier Wänden“ in Schülerzeiten prägten; genau diese Prägung durch den täglichen Raum im Schulbau wirkt maßgeblich auf die Entwicklung junger Menschen ein. Für die Kooperation und Organisation der Veranstaltung dankte er im Namen des BDA dem Landkreis Freising.

Die Moderation der Veranstaltung übernahm Prof. Frank Hausmann (FH Aachen & Hausmann Architekten, Aachen). Er führte durch das abgewandelte Pecha-Kucha-Format: 3 Architekten – 3 Haltungen – jeweils 20 Minuten.

Zuerst schilderte Architekt Tobias Hübner (Geschäftsführer Fritsch & Tschaidse Architekten, München) zahlreiche Schulbauten des Büros in den vergangenen 20 Jahren an, sowie die Realschule Gute Änger (Inbetriebnahme 09/2018) wo die Veranstaltung stattfand. Eine anschließende Führung durch die Realschule durch die Projektleiterin Silke Koller rundete den Beitrag des Büros ab.

Die Holzmodulbauten insbesondere der Europaschule in Frankfurt a.M. stellte Architekt Andreas Krawczyk (NKBAK, Frankfurt am Main) vor. Die Konsequenz in der Entscheidungsfindung, die Raumnutzungsmöglichkeiten durch die Schüler/innen sowie die kurze Bauzeit begeisterten das Publikum. Andreas Krawczyk kam zur Veranstaltung nach Freising von der gleichzeitig stattfindenden Konferenz „ZUKUNFT Schulbau – Europäische Beispiele zeitgemäßer Schularchitektur“ (Aedes Architecture Forum) und befand: „Freising braucht sich mit dieser Veranstaltung zum Schulbau nicht hinter Berlin verstecken“.

Zuletzt stellten die Architekten Thomas Hess und Fedor Kusmierz (HOT Hess/Talhoff/Kusmierz Architekten Stadtplaner, München) die Schule am Arnulfpark in München vor, die durch ihren mit Höfen gegliederten, flach im innerstädtischen Konversionsareal liegenden Sichtbetongebäudes auch als Stadtbaustein des Quartiers funktionert. Besonderes Interesse rief die Planung der Grundschule am Marktplatz in Marktoberndorf hervor, die als den Körnungsmaßstab annehmende Großkubatur durch fünfeckige Grundvolumen spannende und dem ländlichen Raum angemessene Innen- und Außenräume schafft.

Die abschließende Diskussion war trotz andauernder hoher Außentemperaturen spannend und ausführlich. Die Teilnehmer und Bauamtsleiter Florian Plajer waren sich einig, dass sich Schulneubauten zu wichtigen Quartiersbausteine entwickelt haben oder sogar entwickeln müssen und als Motoren der Stadtentwicklung eingesetzt werden können. Die räumliche Qualität im Innen- und Außenraum hängt – unabhängig vom erarbeiteten oder vorgegebenen Raum-Lehr-Konzept – maßgeblich von der Qualität der einzelnen Akteure und vor allem dem Zusammenwirken der richtigen Akteure zum richtigen Zeitpunkt ab. Die öffentliche Hand als Auftraggeber ist hier in der Pflicht, jungen Menschen einen Raum zur Verfügung zu stellen, der differenzierte Wahrnehmungen und Prägungen ermöglicht und gleichzeitig seinem Umfeld eine „urbane Rendite“ einbringt.
Vor der öffentlichen Veranstaltung fand unter Leitung von Prof. Frank Hausmann eine Fortbildungsveranstaltung für Schulleiter und Lehrkräfte sowie der Bau- und Schulverwaltung des Landkreises Freising statt. Unter dem Leitthema „Partizipation als Chance!“ diskutierten die rund 20 Teilnehmer über die Aufgaben eines Schulbauberaters im Angesicht der bevorstehenden nächsten Neubauaufgabe des Landkreises, der Ersatzneubau des Berufsschulzentrum in Freising.